So oder so ähnlich lautet eine Frage, die mir in letzter Zeit oft gestellt wird. Ich habe überlegt, ob ich solch einen Post hier überhaupt machen sollte, da ich unterm Strich doch eher Laie bin und kein Profi der euch verbindliche Hautpflegetipps geben kann (eigentlich hatte ich befunden, dass es besser wäre, wenn ich es nicht tue). Ich habe einfach Videos gesehen und Texte gelesen die von Leuten stammen, die Bücher von Experten und Studien durchgearbeitet haben (ich kenne quasi nur die Sekundärliteratur). Unter Umständen ist alles, das ich zum Thema weiß und erzählen kann, gefährliches Halbwissen, aber da ich nun schon öfter gefragt und gebeten wurde, zu erzählen, was ich mit meiner Haut angestellt habe, dass sie nun endlich toll ist, mache ich nun doch diesen Post. Einen Post, in dem ich erzähle, was ICH gemacht habe und was das bei MEINER Haut bewirkt hat. Mehr nicht. Dazu fühle ich mich nicht befugt. Kein Post, in dem ich euch sage, was ihr tun sollt. Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie ihre Agata, Pia oder Shenja (die wissen es in der deutschen Blogosphäre vermutlich am besten). In anderen Worten: Vertraut mir mal heute mal nicht, wenn ihr nicht wollt! Hiermit beende ich das Intro, ohne das ich mich diesen Post einfach nicht getraut hätte. Viel Spaß nun beim Lesen :)
Ich habe auf reizarme Kosmetik umgestellt!
Das ist auch schon die Antwort und das ist die einzige Ausnahme in diesem Post, bei der ich mit felsenfester Überzeugung sagen kann: Das ist gut für die Haut. Reizarme Kosmetik benutzen bedeutet, dass man auf Kosmetik verzichtet, die reizende Inhaltsstoffe beinhaltet. Das heißt also allgemein, dass ich mir vorm Kauf eines Produkts die Inhaltsstoffe ansehe und, sobald ich einen Inhaltsstoff sehe, den ich aufgrund seiner reizenden Eigenschaft nicht benutzen möchte, es wieder zurück ins Regal stelle.
Das klingt erstmal kompliziert, insbesondere wegen all der chemischen Namen, die sich auf unseren Produkten wiederfinden, doch eigentlich lernt man es ziemlich schnell und hat nach einigem Einfuchsen schon die wichtigsten Stoffe drauf, die man sich lieber nicht auf die Haut schmiert, wenn man erst weiß, was sie dort anstellen. Wieso ich so "negativ" bin? Erstens ist es deutlich einfacher, zu sagen, was ich nicht in Kosmetik haben will, als was ich drin haben will (20 Stoffe merken sich leichter als gefühlte 1000) und ist es sehr oft so, dass tolle Inhaltsstoffe gar nichts bringen, wenn der Rest nach einer Reizparty schreit.
Ich bin so vorgegangen, dass ich möglichst viel zum Thema gelesen habe und mittlerweile eine Art "schwarze Liste" von Inhaltsstoffen habe. Das ist natürlich Arbeit, aber das Wichtigste kann man sich auch schon ohne weiteres über ein Wochenende anlesen. Dabei vertraue ich Agata, Shenja und Pia (für alle, die des Englischen mächtig sind, ist auch noch die INCI-Datenbank von Paulas Choice Gold wert, weil man dort fast alle gängigen Inhaltsstoffe findet, Diskurse zum Thema kann man bei Reddit verfolgen). Es gibt zwar Dinge, in denen die drei nicht einer Meinung sind, allerdings herrscht doch relativ gute Einigkeit, wenn es darum geht, welche Stoffe man lieber nicht in seiner Kosmetik haben möchte. Wie bei allen Angelegenheiten im Leben darf man nicht immer einer einzigen Quelle trauen, aber bei den wichtigsten Punkten werdet ihr, wenn ihr etwas darüber nachlest, merken, dass da doch recht wenige wissenschaftlich fundierte Diskrepanzen herrschen. Hautpflege ist weniger Religion, als man denkt ;)
Das lasse ich weg.
Da ihr es vermutlich so oder so wissen wollt, sage ich euch nun klipp und klar, was auf meiner verbotenen Liste steht.
Alkohol: Nicht jeder Alkohol ist böse, Alcohol, Benzyl Alcohol und Alcohol Denat. aber schon, da sie die Haut austrocknen und dadurch Unterlagerungen und Unreinheiten ein leichtes Spiel haben. Geringe Anteile an den genannten Stoffen sind zwar nicht dramatisch, doch leider stehen diese beiden Ganoven gern mal an einer der ersten paar Stellen der INCI-Liste (besonders gern in Naturkosmetik, aber auch in normaler oder sogar teurer Kosmetik wird das billige Zeug z.B. als Konservierungsmittel benutzt. Bio und nachhaltig schön und gut, aber bei einem Pickel und Unterlagerungen denke ich mir auch nicht "Das ist aber Bio!"). Hierauf kann man schön einfach achten, weil es, wenn es denn drin ist, weit vorn in der Liste steht. Gute Alkohole sind Fettalkohole und Zuckeralkohole, in *diesem* Post findet ihr eine ganz gute Übersicht, was denn nun was ist.
Duftstoffe: Reizende Duftstoffe trocknen ebenfalls die Haut aus und führen eben wieder zu ungewollten Erscheinungen. Lustigerweise bedeutet Pafum bzw. Fragrence, dass ein Produkt reizarm beduftet ist! Reizvolle Duftstoffe müssen hingegen beim Namen genannt werden. Dazu gehören Geraniol, Eugenol, Farnesol, Limonene, Citral, Coumarin, Cinnamal, Citronellol und Menthol, aber auch ätherische Öle und Pflanzenextrakte (z.B. solche von Zitrusfrüchten wie Orange und Grapefruit). Eine tolle Übersicht mit Video findet ihr *hier*. Wer mal seine Produkte zuhause durchguckt, wird vermutlich feststellen, dass Duftstoffe wahnsinnig oft vertreten sind. Diese Duftstoffe stehen meist am Ende der Liste und sind auch dann reizend (umso schlimmer also, wenn sie nicht ganz zum Schluss kommen)! Es ist deutlich leichter, Produkte ohne Alkohol zu finden, als Produkte ohne Duftstoffe, finde ich. Hier variieren die Ansichten, die einen sagen, dass man alles, sogar Parfum weglassen sollte, andere finden Parfum okay, aber den Rest nicht, und nochmal lockerer ist die Ansicht, dass wenige Duftstoffe okay sind, solang es sich um ein Produkt handelt, das man nicht auf der Haut lässt (z.B. Duschgel oder Waschgele). Ich fahre dabei die letztere Schiene, weil es sonst wirklich schwer ist, ein gutes Produkt zu finden, am liebsten sind mir aber Produkte mit maximal Parfum als duftender Inhaltsstoff. In meinen Abschminkprodukten sind wenige Duftstoffe drin, aber das ist auch der einzige Schritt in meiner Gesichtsroutine, bei dem ich ein Auge dafür zudrücke.
Zwar kein Duftstoff, aber noch etwas Pflanzliches, auf das man achten sollte, ist die Witch Hazel, bzw. Zaubernuss, bzw. Hamamelis in der einige unerfreuliche Dinge wie Alkohol und Duftstoff sogar vereint sein können. Mehr dazu findet ihr auch noch im Link zu den Alkoholen.
Tenside: Das kennt vermutlich jeder: Zu aggressive Tenside verursachen trockene Haut, diese widerum führt aber wieder zu (ja, schon wieder) Unreinheiten etc. pp. Dazu gehören vor allem die abgekürzten SLS, aber auch noch andere. Eine Zusammenfassung davon, was nun reizend ist, findet ihr *hier*.
Das sind die drei "Hauptaspekte" auf die ich achte (und die auch in *diesem* wunderbaren Artikel super auf den Punkt gebracht und erklärt werden) und damit hat man das Schlimmste quasi schon vermieden. Auf sonderlich mehr achte ich meist nicht. Zwar bin ich inzwischen schon ein wenig weiter und habe mir noch ein paar Namen "guter Inhaltsstoffe" gemerkt, aber schon allein das Achten auf reizarme Inhaltsstoffe hat bei mir quasi alles reduziert, das ich nicht auf meiner Haut haben wollte: Schuppige Stellen, Pickel, Unterlagerungen, Rötungen, Glanz (und den wirklich in einem Ausmaß, das man sich kaum vorstellen kann). Ich kann nun sogar ganz frech behaupten, meine Haut sei normal!
Ihr seht übrigens richtig, dass Silikone nicht auf meiner Liste stehen. Wieso ich pro-Silikon bin könnt ihr *hier* und *hier* und nachlesen. Fast alle meine Seren und Cremes enthalten Silikone, ich nutze sie also täglich und regelmäßig und obwohl ich mal mit dem Irrglauben gelebt habe, Silikone seien böse kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung entwarnen: Die Dinge oben standen meinem guten Hautbild ewig im weg, Silikone sind hingegen Helferlein und keine Widersacher.
Und was kannst du noch benutzen?
So einiges! Es gibt zwar Produktsparten, in denen man sehr lange sucht, aber man wird fast immer fündig. Und sieheda - seit ich auf reizarm setze bin ich sogar mit fast allen meiner Produkte zufrieden und habe bessere Haut denn je. Weil es vermutlich auch einige interessiert zeige ich euch an dieser Stelle einfach mal meine Produkte, die ich morgens und abends verwende:
1. Balea Reinigungsschaum
2. RdL Gesichtswasser
3. Missha First Treatment Essence Intense*
4. Bioderma Hydrabio Serum
5. Kiehl's Ultra Facial Cream
6. Rival de Loop Green Tea Augencreme
7. Missha Sun Block
8. EOS Lipbalm Strawberry
Abends:
1. The Body Shop Camomile Butter
2. RdL Gesichtswasser
2a. Missha Double Oxygen Mask* (1-2mal die Woche)
3. Missha First Treatment Essence Intense*
3a. Gesichtsmaske (mal Tuchmasken, mal Masken aus Sachets. 1mal die Woche)
4. Missha Night Repair Serum*
5. Kiehl's Ultra Facial Cream
6. Rival de Loop Green Tea Augencreme
6a. Etude House Play Therapy Sleeping Pack (2-4mal die Woche)
8. EOS Lipbalm Strawberry
(Die Produkte, die ich mit einem "a" nummeriert habe, nehme ich nicht jeden Abend, sondern nur regelmäßig und nach Bedarf)
Ein paar der Produkte habe ich euch schon bei den Caretestdummies gezeigt, andere folgen in Kürze (ihr könnt euch schon mal auf Missha freuen!). Es gibt auf jeden Fall jede Menge Produkte, die meine Anforderungen erfüllen und für mein Verständnis reizarm sind. Meine persönlichen Pflegeprodukte sind querbeet zusammengewürfelt, selbstverständlich kann man aber auch in fast allen Kategorien in der Drogerie fündig werden.
Auch, wenn es nicht ganz zum Kern des heutigen Posts gehört, kann ich euch neben all den Quellen, die ich heute schon genannt habe, auch noch Ellis Tricks zur besseren Hautpflege verraten, die sich nicht mit Produkten, sondern mit ganz grundlegenden Dingen beschäftigen. So nutze ich dank ihr nun auch Einwegwaschlappen zum Abtrocknen meines Gesichts und habe alle dort vorgestellten Dinge als sehr sinnvoll und effektiv befunden :)
Schlusswort
Ich hoffe, dieser Post hat den Interessierten unter euch weitergeholfen. Ebenso wie ich sage "Macht nicht einfach blind das, was ich für gut befunden habe" möchte ich auch dazu aufrufen, dass ihr euch informiert, wenn ihr mit eurer Haut oder eurer Hautpflege unzufrieden seid. Hautpflege ist deutlich mehr Wissenschaft als Religion und wir sind keine Skincare-Lemminge - natürlich darf sich jeder auf seine Haut schmieren, was er möchte, aber wer etwas ändern will, sollte sich einfach das bisschen Zeit nehmen, um ein klein wenig über die Inhaltsstoffe zu lernen. Bei mir hat das jedenfalls Wunder bewirkt.
Ich hoffe, ich habe mit meinem "das ist nur meine Sicht und ich bin kein Profi oder Experte"-Gerede nicht zu sehr genervt, aber es ist mir wirklich wichtig, dass ihr mich eben nicht als einen solchen begreift. Ich danke euch vielmals fürs Lesen :)
Nun seid ihr dran: Wie sehr achtet ihr auf Inhaltsstoffe?
Oder vertraut ihr voll und ganz den Produktversprechen?
Liebe Grüße,
eure Isa